„Es ist manchmal ganz schön schwer, in dieser Gegend eine Frau zu sein. Als ich meinen Laden eröffnet habe, waren viele überrascht, weil sie einer Frau das generell nicht zugetraut haben. Ich habe ihnen das Gegenteil bewiesen.“ So berichtet es uns Samar. Sie ist Jemenitin und hat trotz großer Widerstände ihr eigenes Unternehmen aufgebaut und ist damit Vorbild für viele andere Frauen in ihrem Umfeld geworden. Sie ist der lebende Beweis dafür, was mit zielgerichteter Unterstützung von Frauen im Rahmen von CARE-Projekten erreicht werden kann, egal, wie schwierig der Kontext und die Lebensumstände sind.

Samar hält eine Torte in der Hand.

Im Gespräch mit Samar zeigt sich ihr großes Selbstbewusstsein. Sie ist mit Recht stolz auf sich, denn mit ihrer Konditorei schafft sie auch Arbeitsplätze, stellt Mitarbeitende ein und verbessert so nicht nur ihre eigenes Leben. Samar war erfolgreiche Teilnehmerin des CARE Women's Economic Justice Program. CARE unterstützte mit dem Projekt Frauen im Jemen dabei, ihre eigenen Unternehmen zu gründen und aufzubauen. 98 % der Teilnehmerinnen haben nach ihrer Teilnahme ein positives Fazit gezogen. Es hat ihr Selbstbewusstsein gestärkt und führte auch dazu, dass sie zu Hause und in ihren Gemeinden eine größere Führungsrolle eingenommen haben. Oftmals sind durch das Programm auch Netzwerke zwischen den Teilnehmerinnen entstanden und die Frauen arbeiten nun gemeinsam an Veränderungsprozessen, die ihre wirtschaftliche Situation und gesellschaftliche Stellung betreffen.

Eine Frau bereitet Backwaren zu.

Samars Tipp an andere Frauen ist, es ebenfalls zu versuchen und sich nicht unterkriegen zu lassen. „Ich war so glücklich, als ich meinen Laden eröffnet habe, denn es hat meinen Glauben gestärkt, dass alles möglich ist, wenn man mit dem Herzen dabei ist. Sei stark und voller Leidenschaft, denn harte Arbeit zahlt sich aus“, sagt die Unternehmerin und wieder ist der Stolz in ihrer Stimme dabei deutlich zu hören. Neben dem Projekt, an dem Samar teilgenommen hat, gab es in den letzten Jahren noch drei weitere Projekte im Jemen, die sich mit der Selbstständigkeit, Ausbildung und Förderung von Frauen und Mädchen beschäftigt haben und an denen insgesamt 2.085 Personen teilgenommen haben. Wir haben uns die Ergebnisse dieser vier Projekte angeschaut und präsentieren im Folgenden einige der Erkenntisse und Lehren, die wir als CARE daraus gezogen haben. Eine solche Projektevaluation ist Standard und Bestandteil eines jeden CARE-Projektes und erlaubt es uns, uns stetig zu verbessern und immer effektivere Unterstützung zu leisten. Eines können wir schon vorweg nehmen: Die Rückschau auf diese Jemen-Projekte stimmt uns besonders zuversichtlich!

Was hat sich verändert?

  • Mehr Frauen sind jetzt erwerbstätig. 75 % der Projektteilnehmerinnen gründeten ihr eigenes Unternehmen und die übrigen 25 % fanden Arbeit in anderen Unternehmen. Kunsthandwerk, Nähen und die Lebensmittelbranche waren die häufigsten Bereiche, in denen Frauen ein Unternehmen gründeten.
  • Frauen schaffen Arbeitsplätze. 47 % der Frauen, die ein Unternehmen leiten, haben mindestens eine:n Mitarbeiter:in eingestellt. In einem in dieser Hinsicht besonders erfolgreichen Projekt waren es am Ende sogar 81 % der Gründerinnen, die eine:n Mitarbeiter:in eingestellt haben.
  • Keine "Eintagsfliegen". 75 % der Teilnehmerinnen führten ihre Unternehmen weiter oder gründeten neue - auch nachdem die CARE-Projekte beendet waren. Am stärksten war dies beim Projekt Women and Girls’ Safe Spaces der Fall, wo 96 % der Frauen nach Abschluss des Projekts weiterarbeiteten. In Fällen, wo das im Rahmen der Projekte gegründete Unternehmen wieder aufgegeben werden musste, wurde dies in der Regel mit mangelndem Gewinn oder zu wenig Zeit begründet.
  • Die Menschen verdienen mehr Geld, auch nach Abschluss der Projekte. 77% der Unternehmerinnen verdienen nun mehr als 40 Dollar und 20 % von ihnen sogar 80 Dollar pro Monat. 40 Dollar hört sich zunächst nicht viel an, spiegelt aber das wöchentliche Durchschnittseinkommen im Jemen wider. Vor ihrer Zusammenarbeit mit CARE haben die meisten Frauen oft deutlich weniger - wenn überhaupt - verdient.
  • Die Teilnehmerinnen sind kreditwürdig. 36 % der Frauen konnten seit Abschluss der Projekte mindestens einen Kredit aufnehmen.
  • Frauen als Familienernährerinnen. 88 % der Frauen aus den Projekten leisten nun einen Beitrag zum Haushaltseinkommen und 22 % kommen für sämtliche Kosten ihrer Familien auf.
  • Frauen haben mehr Einfluss. 88 % der Frauen gaben in einer Befragung nach Ende der Projekte an, dass der wirtschaftliche Erfolg ihres Unternehmens oder durch ihre Anstellung ihnen geholfen hat, zu Hause und in ihren Gemeinden mehr Einfluss zu gewinnen. 30 % der Teilnehmerinnen haben mit anderen Frauen zusammengearbeitet, um für ihre Rechte einzutreten und 14 % von ihnen haben jetzt Führungspositionen inne.
Eine Frau im Jemen gibt Unterricht.

Wie wurde das alles erreicht?

  • Aufbau von Fähigkeiten. Die häufigste Antwort der Frauen auf die Frage, was die größte Veränderung seit ihrer Projektteilnahme war, ist, dass sie über mehr Kompetenzen und Wissen verfügen. 10 % der Frauen fanden zusätzlich, dass sich ihre Selbstständigkeit als Unternehmerin auch um Selbstständigkeit in vielen anderen wichtigen Lebensbereichen erweitert hat.
  • Berufliche und unternehmerische Ausbildung. Die kontinuierliche Schulung von Frauen zu verschiedenen unternehmerischen Themen machte einen großen Unterschied für sie und für ihren beruflichen Erfolg. Die CARE-Projekte waren langfristig angelegt und schlossen dadurch eine große Bandbreite an Themen ein. So wurde etwa auch das Thema Digitalisierung erfolgreich in die Programme aufgenommen. Über soziale Medien und Online-Marketing haben die Unternehmerinnen eine größere Reichweite als nur über traditionelle Wege wie die Mund-zu-Mund-Propaganda.
  • Einbindung der Familie. 75 % der Frauen gaben an, dass sie Hilfe bei der Hausarbeit erhalten haben, damit sie sich stärker im Geschäft engagieren konnten. 40 % der Frauen fühlen sich jetzt von ihren Schwiegereltern respektiert und unterstützt, wo dies vorher noch nicht der Fall war.
  • Zu Hause verhandeln. Viele Projekte haben sich auf die Verhandlungsführung im Haushalt konzentriert, um den Frauen zu helfen, ihre Geschäfte auszubauen und mehr Mitspracherecht in ihrem eigenen leben zu haben.
  • Unterstützung auch in Fällen von geschlechtsspezifischer Gewalt. Für die Frauen war es von großer Bedeutung, dass sie wussten, dass sie auch in Fällen von geschlechtsspezifischer Gewalt Hilfe bei CARE finden konnten. Wir klären sie über ihre Rechte auf und stärken ihnen den Rücken.
  • Kleinspargruppen. Bei vielen Projekten sind Kleinspargruppen entstanden und 77 % der Spargruppen wurden nach Abschluss der Projekte weitergeführt.

Nicht nur unsere Projektteilnehmerin Samar ist zurecht stolz auf ihre Leistung als Unternehmerin, auch wir sind stolz und freuen uns über diese erfolgreichen Projekte. Der Krieg im Jemen geht in sein zehntes Jahr und die Menschen sind mit großer Not konfrontiert. Daher ist es umso wichtiger, die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft gezielt zu stärken. CARE legt daher stets einen Fokus auf die Hilfe für Frauen und Mädchen, stärkt ihre Resilienz und ihr Durchsetzungsvermögen. So schaffen wir einen langfristigen, positiven Wandel, auch inmitten von Unruhe und Gewalt.

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